Ausbildung zum Physiotherapeut / zur Physiotherapeutin

Ausbildungsdauer und -aufbau

Die Ausbildung zum staatlich anerkannten Physiotherapeuten dauert drei Jahre und gliedert sich in einen theoretischen sowie fachpraktischen Teil. Die Theorie findet in der Berufsschule, die Praxis in der Regel in Krankenhäusern, Reha- oder Fachkliniken statt. Die Dauer des praktischen Teils ist unterschiedlich, doch immer steht die Integration sowohl der klinischen als auch der schulischen Ausbildung im Vordergrund. Die staatliche Abschlussprüfung setzt sich aus einem schriftlichen, einem mündlichen und einem praktischen Teil zusammen. Nach Bestehen darf sich der Absolvent „staatlich anerkannte/r Physiotherapeut/in“ nennen.

Voraussetzungen für die Ausbildung

Um für die Ausbildung zum Physiotherapeuten zugelassen zu werden, muss das 17. Lebensjahr vollendet sein, daneben muss der angehende Auszubildende gesundheitlich dafür geeignet sein. Außerdem ist mindestens eine zehnjährige Schulausbildung notwendig, d.h. die Mittlere Reife bzw. ein vergleichbarer Abschluss. Viele Berufsfachschulen bestehen nicht nur auf den richtigen Schulabschluss, sondern nebenbei auch auf ein bereits absolviertes Fachpraktikum. Mit einem Abitur ist es möglich, an einigen Fachhochschulen einen Dualen Studiengang, ein berufsbegleitendes Bachelor-Studium, zu machen.
Neben den schulischen Voraussetzungen, sollte der Auszubildende ebenso diverse Charak-tereigenschaften mitbringen, welche als Physiotherapeut wichtig sein können, wie beispielsweise ein fröhliches Gemüt, da Physiotherapeuten nicht selten neben dem Körper des Patienten auch seine Seele heilen – ihn motivieren und trösten.

Stattfindende Unterrichtsfächer

Der Schwerpunkt der Lehre liegt auf den Fächern physiotherapeutische Befund- und Unter-suchungstechniken, krankengymnastische Behandlungstechniken, Massagetherapie, Hydro-, Balneo-, Thermo- und Inhalationstherapie, Elektro-, Licht- und Strahlentherapie, Prävention und Rehabilitation, Bewegungstherapie sowie Bewegungs- und Trainingslehre. Verpflichtende Unterrichtsfächer sind des Weiteren medizinische Grundlagenfächer wie Anatomie, Physiologie, Krankheitslehre, Erste Hilfe und Verbandtechnik, Psychologie, Pädagogik, Soziologie, angewandte Physik, Biomechanik und Hygiene. Ferner werden Berufs-, Staatsbürger- sowie Gesetzeskunde angeboten. In den praktischen klinischen Teilen der Ausbildung erhält der Auszubildende Unterweisungen in Orthopädie, Chirurgie, Unfallheilkunde, Pädiatrie, innere Medizin, Neurologie, Psychiatrie und Gynäkologie.

Inhalte und Ablauf des theoretischen bzw. praktischen Unterrichts

Das wichtigste für einen angehenden Physiotherapeuten ist das Wissen über die Funktion und den Aufbau des menschlichen Bewegungsapparates, z.B. der Muskelaufbau und –funktionsweise, Gelenke– und Skelettaufbau, Funktionsweise der Wirbelsäule, des Schulter-gürtels sowie der Arme, Beine und des Beckens. Wichtig ist ebenso die Kenntnis über diver-se krankengymnastische Behandlungstechniken, wie diese wirken und wie sie anzuwenden sind. Des Weiteren müssen Physiotherapeuten nicht nur dazu in der Lage sein, Befunde zu erheben, zu bewerten und zu dokumentieren, sondern auch Therapiepläne zu konzipieren, auf deren Basis eine geeignete Therapie durchgeführt wird.

Bild: Stockexpert.com

Bild: Stockexpert.com

Daneben müssen Grundlagen im Massagebereich erworben werden, d.h. welche Techniken es gibt, wie sie wirken, wie und bei welchen Krankheiten sie anzuwenden sind. Wichtig sind die verschiedenen Anwendungsgebiete der Elektro-, Licht-, Strahlen-, Wärme- sowie Kältetherapie bzw. Thermotherapie. Kenntnisse über die Ausführung krankengymnastischer Behandlungen im Wasser oder Schlingengerät sowie die Vermittlung der richtigen Atemtechnik sind ebenso von Bedeutung wie der Aufbau von Blut, Kreislauforganen, Nerven- bzw. Lymphsystem.
Ein hoher Stellenwert in der Ausbildung kommt dem Wissen über die Entstehung von Krank-heiten und deren Ablauf zu. Hierbei ist wichtig, dass der Auszubildende lernt, wie er diese feststellt, beispielsweise welche Bakterien Krankheiten verursachen, warum es zu bestimm-ten Krankheiten der Wirbelsäule, des Knies oder des Fußes kommt, welche Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krankheitsbilder des Stoffwechsels, an den Atmungsorganen oder der Niere existieren und welche Untersuchungsmethoden in der Physiotherapie angewendet werden. Des Weiteren vermittelt die Ausbildung zum Physiotherapeuten neben der Analyse und Bewertung von Körperstellungen und Ausgangspositionen auch, welche Wechselwirkung zwischen Bewegung und Persönlichkeit besteht. Nicht nur physisches Wissen ist gefragt, sondern ebenso psychologisches, d.h. welche psychologischen, pädagogischen sowie soziologischen Aspekte während der Behandlung mit kranken oder behinderten Menschen zu beachten sind.
Vermittelt werden Anleitungen zu Entlastungs-, Entspannungs- und Mobilitätsübungen, das Entwerfen eines Selbstübungsprogramms sowie Grundlagen in Prävention und Rehabilitation. Ein wichtiges Feld ist die Hygiene bzw. die richtige Umsetzung der geforderten Hygiene-vorschriften durch den MDK. Ebenfalls erwartet wird das Ablegen eine Erste Hilfe Kurses.
Schlussendlich ist auch die bürokratische Seite des Berufs nicht unwichtig: Es ist wichtig, zu wissen, welche Gesetze, Ordnungen und Regeln es im Gesundheitswesen gibt, die besonders für den Physiotherapeuten von Bedeutung sind. Sprachlich korrekte Briefe sollten verfasst und eine Rede sollte gehalten werden können. Fachliteratur muss korrekt ausgewertet werden.

Therapeutenverzeichnis